FAUL
"Man wird mich immer faul nennen
Warum soll ich da was tun
Ich leg mich jetzt hier hin
Und ich steh nie wieder auf"
Post. Am frühen Vormittag. Von Amazon dot de. Und vom
Jeans Team. Und
Lamb.
Der
Postmann DPWN/DHL-Parcel-Professional steigt wieder in sein Auto
und liefert weiterhin große Erwartungen und Gefühle in Form von
Paketen aus, die sich brave Bürger auf Raten aus der wunderschönen
heilen Welt der Katalog-Versender und Webshops bestellt haben. Ich befinde
mich mitten unter ihnen, klemme Päckchen und Tageszeitung unter den
Arm, um mich bei leichtem Schneefall auf den Weg zum Bäcker zu
machen, wo ich als Mitglied der Latte-Generation noch 2 Croissants als
Beilage zur Koffein-Dosis kaufen werde.
Ich denke: Wenn der Kleinkredit endlich getilgt ist, was wird dann übrig sein von
den schönen Gütern, die man sich
geleistet hat und die man
so sehr begehrte, als sie noch (scheinbar, schließlich ist
Dein
Lifestyle ja nur einen Klick weit entfernt) unerreichbar waren? In Wirklichkeit
stellt sich wohl eher die Frage, ob die Leute nicht schon längst das
Interesse an den Dingen verloren haben, wenn sie ihre Pakete öffnen.
Ich habe immer noch den gleichen Spaß wie beim ersten Mal (DJ Koze -
Music is OK, ich bin immer noch froh darüber, daß wir die CD
entdeckt haben), das Papp-Mäppchen aufzureißen, ohne schlechtes
Gewissen, schließlich besteht es aus recycleten Rohstoffen und auch
die Rücknahme-Modalitäten sind geklärt - Informieren sie sich
kostenfrei unter 0800-blablabla, wahlweise werfen sie es ins Altpapier - und
zu rippen. Und eigentlich sollte ich ja jetzt froh sein.. Über ein, naja, zwei, ab 20
Euro ist es ja versandkostenfrei!!, qualitativ hochwertige Produkte, mit denen ich, das
hat ja die Erfahrung durchaus gezeigt (Koze), lange meinen Spaß haben
kann, die mir ja eventuell neue Perspektiven aufzeigen könnten u.
ä..
Ich sollte es. Eigentlich. Aber Amazon und co. erklären mir, daß meine ganzen teuer erstandenen CDs und Bücher heute nur noch 119 Euri wert sind
und irgendwie fühle ich mich betrogen, hereingefallen auf all die
Claims und die perfekt ausgeleuchteten Sets mit den richtig platzierten
Acessoires und den smart geblurten Modellen. Obwohl ich doch *NIE* wieder
CDs kaufen wollte, wegen den Bossen der Medien-Imperien, Brosis, Xtina und
Britney,
Abspiel-Kopier-Schutz, DRM und P2P-Krieg. Und nun weiß
ich nicht, habe ich das Geld richtig investiert, brauche ich nicht eher
Neueres, Besseres, Mehr...
Konsum macht nun einmal nicht glücklich, das sagen sie einem nicht, und
auch nicht wo die Alternativen sind. Es ist nicht alles so einfach wie
tchibofonieren.
Auf dem Stundenplan steht heute noch: Musik, Schreiben, Lesen und vielleicht
ein wenig Rechnen, Hauswirtschaft wird geschwänzt. Produziert wird
nichts.
"Jeder Tag wunderbar
Jeder Tag wunderschön."