Februar 25, 2005 7:59

mediale aufarbeitung des bush-besuchs

"[...]ein außerordentlich erfolgreiches, ein außerordentlich freundliches Treffen" - Ein außerordentlich langweiliges Treffen.
Man will zusammenarbeiten: Bei der Energiepolitik - Aber Kyoto lehnt man weiterhin ab (Japan ist eben immer noch ein Reiz-Thema in den USA, das hätten sich die Herren und Damen DiplomatInnen auch schon vorher denken können), Iran ist nicht Irak, die diplomatischen Bemühungen stehen wieder erst am Anfang, man hat noch keine Position zu einem ständigen Sitz im Sicherheitsrat bezogen..
Sollte ich nichts verpaßt haben, also alles in allem nichts als Händedrücken, Schenkel- und Schulterklopfen und Kamera-Gegrinse. Ich finde, das hätte ja nun echt nicht unbedingt sein müssen. In Zeiten von MMS und Blume2000 hätte man das ganze ja auch anders abwickeln können. Ich verstehe nicht, warum nen Strauß Blumen oder ein neuer Jamba!-Klingelton die transatlantischen Beziehungen genau so gut hätte gerade biegen können wie, ahem, Mainz. Fischer und Powell haben es doch schließlich vorgemacht: Kiste Flens schenken, fertig! Vielleicht wäre ’Dubja’ dann auch mal wieder etwas entspannter drauf.
Naja, mich als Glotzophonisten erster Garde (Dank den Massen an Trickfilmen, die ich mittels des alten Tele5 u. ä. als Kind konsumiert habe, fällt mir in jeder Lebenslage die richtige HeMan-Moral-Ansprache ein!) hat natürlich interessiert, wie das TV dieses Ereignis aufnehmen und verarbeiten würde.
Von Phoenix war ich etwas enttäuscht, das, was dort dokumentiert wurde, war wirklich etwas dünn - Die beiden ’First Ladies’ zwei Stunden im Dom zu filmen, hätte man sich gern sparen können und stattdessen vielleicht ein paar Außenstehende mit ihrer Meinung über den Besuch zu Wort kommen lassen oder etwas anderes in der Richtung.
Allerdings zwei Beiträge in zwei Satire-Sendungen zweier dritter Programme haben mich aufgrund der Tatsache, daß diese meiner Meinung genau den richtigen Ton trafen und die Angelegenheit trefflich auf den Punkt brachten, wieder einmal zum Nachdenken darüber gebracht, ob man sich nicht doch daran beteiligen sollte, deren Arbeit durch Rundfunkgebühren zu vergüten.
Das waren erstens Quer, wo man den beiden Protagonisten des Spektakels auf wunderbare Art und Weise den Schlager "Marmor, Stein und Eisen bricht" in den Mund legte, und, zweitens, Extra-3, wo der imaginäre Reporter Tom Buhruf die Floskeln, die während dieser plumpen Charme-Offensive fielen, durch den Herrn Bush persönlich noch einmal Revue passieren ließ. Und noch etwas: Die Rundschau, die Frankfurter natürlich, überraschte mich heute durch einen Artikel über die Oscar©®™-Verleihung und dessen neuen Moderator Chris Rock. Der Herr hat sich ja durchaus einen Namen damit gemacht, ebenso für die eine oder andere Überraschung gut zu sein. Vorsorglich wird übrigens leicht zeitverzögert ausgestrahlt, um fleißig böse Wörter wegpiepen zu können - Vielleicht wirds ja ganz lustig.. Also, schönes Wochenende!

Author: nille | Permalink | Category: kommentar, tv