November 01, 2005 8:55

Die Schwierigkeit mit der Schwierigkeit

Die Geschichte der Videospiele ist eine Geschichte voller Mißverständnisse.. Es gibt da diese unendlichen Diskussionen, die wohl nie ein Ende finden werden: Realismus vs. Style, Arcade vs. Simulation, Fisher vs. Snake und, in meinen Augen die unsäglichste, Picnic vs. Nightmare; also der Streit über den Schwierigkeitsgrad.
Ich spiele im Augenblick Bahamut Lagoon, ein RPG von Squaresoft, die auch Final Fantasy gemacht haben, fürs SNES - und zwar as dem Jahr 1992. Final Fantasy 7 auf der PSOne war auch ungefähr das letzte RPG, das ich gespielt habe, ich bin also ziemlich außer Übung, was den Gebrauch von Federn, Tränken, Zaubersprüchen und so fort angeht. Um so mehr hat es mich auch gewundert, daß ich bis zum letzten Gefecht ohne viele Wiederholungen oder strategische Planungsorgien durchgekommen bin - bis zum letzten Gefecht, wie gesagt.. Bahamut Lagoon
"Hinter euch!! Ein dreiköpfiger Affe!"
Die Gegner, die mich dort erwarteten, zerlegten meine Party, mit der ich den Rest des Abenteuers bis dahin einigermaßern reibungslos durchlebt hatte, innerhalb weniger Runden, so bald ich in ihre Reichweite (die fast das halbe Level umfaßt) kam. Ich habe darauf hin die Formation verändert, Items umverteilt, eine neue Strategie ausprobiert - ein Mal, zwei Mal, fünf Mal, und mich dann vor Frustration unsanft des Pads entledigt und das Spiel beendet. Wer sich so etwas über einen längeren Zeitraum freiwillig antut, der darf sich in meinen Augen wirklich "hard-boiled" nennen, muß aber wirklich ganz schön abgestumpft sein. Ich kann mir jedenfalls kaum etwas frustrierendes vorstellen als ein Spiel aufgrund eines übertriebenen Schwierigkeitsgrades vorzeitig beenden zu müssen.
1992 mag das ja noch alles klar gegangen sein, als noch nicht so schnell so viele Games erschienen und man sich vielleicht noch mehr an Arcade-Automaten orientierte. Jetzt allerdings fühlte ich mich aber schmerzhaft an DOOM3 erinnert, an dessen Bossgegner ich genau so gescheitert bin, ebenso FarCry, wo sich der adaptive Schwierigkeitsgrad nach einem Drittel von super easy auf impossible umschwang und ich noch einmal von vorn beginnen mußte, auf klassisch normal.
In jüngster Zeit machte auch wieder ein Spiel von sich reden, das viele Spieler als zu schwer empfanden: Fahrenheit, eines der Spiele, die für sich reklamieren, sie ähnelten einem Film, hielt die Leute eher mit anscheinend absurd schwierigen Quicktime-Events bei der Stange als mit Inhalten. Zu recht wurde darüber viel diskutiert. 30 Jahre nach Pong und Pacman sollten die Spieler eigentlich nicht mehr dadurch bei Laune gehalten werden, daß sie andauerend neu laden müssen (schließlich werden die Ladezeiten ja auch nicht gerade kürzer ;), ich habe auch lange keinen PC oder XBox mehr gesehen, bei denen man Münzen einwerfen mußte, um zu spielen (Games sind ja auch teuer genug). Bei Büchern oder Musik macht das ja auch niemand, gut, beim Kino gibt es David Lynch ;).
Es wäre wünschenswert, daß endlich alle Spiele, die erscheinen, auch ordentlich getestet und ausbalanciert wären. So könnte man auch all die teuer produzierten Videosequenzen ansehen und das erreichen, was sich die Publisher so groß auf die Fahnen geschrieben haben, nämlich die vielen Casual- und Nicht-Spieler anziehen und eben ein leidiges Diskussionsthema loswerden. Die schönste Utopie ginge allerdings erst in Erfüllung, wenn jemand sich ein Spiel ausdenken würde, in dem die Schwierigkeit über ein simples "mit dem Gegner fertig werden" hinaus ginge.

Author: nille | Permalink | Category: games