Liebes Tagebuch [4]
Liebes Tagebuch,
als Held aus alter Zeit kommt man immer wieder vom Regen in die Traufe. In
letzter Zeit ist so viel passiert, daß ich bisher garnicht dazu
gekommen bin, meine Erlebnisse hier nieder zu schreiben. Das soll sich jetzt
ändern..
Genau so schnell wie sich meine Umwelt verädert hat, nachdem die
Dunkelheit über Ordon und ganz Hyrule gelegt hat, hat ich mich
verändert. Innerhalb weniger Wochen wurde aus mir, dem Ziegen-Hirten,
dessen Horizont gerade einmal bis zum nächsten Baum reichte, ein Held,
auf dessen Schultern das Schicksal der gesamten Welt lastet.
Ich muß sagen, so schwer fülht es sich eigentlich garnicht an.
Ich wachse täglich mehr in meine grüne Helden-Uniform herein,
besonders, da sie jetzt von so schönen Eisenstiefeln geschmückt
wird. Je
schwerer die Hindernisse werden, die ich zu überwinden habe, desto mehr
kommt es mir so vor, ich könne die Last des gesamten Planeten stemmen,
mit dem kleinen Finger. Meine neu gewonnene physische Stärke ist dabei
noch nicht einmal das Beeindruckendste:
Bisher kannte ich noch nicht einmal die Gegend jenseits der großen
Schlucht am Ende des Waldes, der unser Dorf umgibt. Es hat mich auch nicht
interessiert, wie es dort aussehen und zugehen könnte, auf welche
interessanten Menschen ich dort hätte treffen können. Allein in
den letzten zwei Tagen hat mich meine Reise schon vom Gipfel des
Feuerberges bis in die vereisten Schluchten der Quelle des
großen
Hylia-Sees geführt, in die kein einziger
Lichtstrahl dringt.
Reite ich heute durch ein dunkles Waldstück, verspüre ich keinen
Funken der Angst, die mich vor kurzem noch bei jedem Rascheln der
Blätter, bei jedem Knacken, wenn ich auf einen trockenen Ast trat,
verspürte. Ich fürchte keinen Geist, keinen Gnom, weil ich
weiß, daß mir nichts etwas anhaben kann.
Meine Haut fühlt sich zäh wie Leder an, meine Muskeln gleichen
Felsbrocken aus Granit. Allerdings glaube ich, daß diese Veränderung
sich viel mehr an meiner Einstellung denn an meinem Körper vollzieht.
Ströme kochender Lava, messerscharfe Eiskristalle und dergleichen
ziehen mich förmlich an, obwohl mein Körper daran heute kaum
weniger Schaden nähme als früher.
Der Punkt ist, so groß die drohende Gefahr auch sein mag, sie bewahrheitet sich
einfach nicht! Was ich anfasse, gelingt, verwandelt sich in Gold. Es
scheint, als hätte meine bloße Anweseheit dort dem verödeten
Kakariko-Tal innerhalb kürzester Zeit zum wirtschaftlichen
Aufschwung verholfen. Daß Dorbewohner und Goronen wieder zusammen
gefunden haben, kann nicht allein darauf zurück zu führen sein,
daß ich dort ein paar Schattenwesen den Garaus gemacht habe.
Es scheint, als umgäbe mich mich eine Aura des Erfolgs - Wenn ich eine
Straße entlang reite, werden die Meschen am Wegesrand euphorisiert,
ihre Miene hellt sich auf, sie erledigen ihr Tagwerk spielend, auch wenn sie
sich mit zwei Wasser-Eimern schwer beladen haben. Beinahe kann ich die neue
Stärke, die mir innewohnt, spüren, wie sie in meinen Fingerspitzen
kribbelt.
Das Volk verehrt mich als
ihren Helden und Retter, manche verneigen
sich, wenn
ich ihren sie meinen Weg kreuzen. Das ist auch das
Mindeste, was sie für mich tun können, bei all den
Entbehrlichkeiten und Anstrengungen, die ich auf mich nehme. Ach, Unsinn,
wenn ich dieses Abenteuer endlich bewältigt habe, ist das Mindeste, das
ich erwarte, eine Statue aus purem Gold und Edelsteinen!
Allerdings sollte ich womöglich wieder einmal ausschlafen, denn seitdem
ich die fischigen
Zora aufgetaut und dem dritten Lichtgeist befreit
habe, plagen mich verstörende Albträume, dieses eine
Dorf-Mädchen (Ach, wie war doch gleich ihr Name?) taucht auch darin auf
- Vielleicht mache ich ein paar Tage Urlaub am See, der nun wieder den
vollen Wasserstand hat und erweitere meine Insektensammlung (Neu dabei:
Caelifera &
Phasmatodea) ein wenig, bevor
ich den Schattenkönig einen Kopf kürzer mache, dann
schlafe ich bestimmt auch wieder besser.
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3
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2
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1