September 05, 2007 12:15 AM

Leroy

Das Thema Nationalsozialismus wurde wähernd meiner Schulzeit intensiv behandelt. Nicht nur während der Deutsch- und Geschichtsstunden, sondern auch, indem wir beispielsweise die Wehrmachtsausstellung besuchten und immer wieder Gelegenheit bekamen, mit Zeitzeugen und Opfern der Nazi-Diktatur zu diskutieren.
So wie an meiner Schule mit dem Thema umgegangen wurde, halte ich nicht nur für den besten, sondern für den einzigen Weg, wie man Kinder und Jugendliche über dieses traurige Kapitel europäischer Geschichte aufklären und die Verbreitung rechtsradikalen Gedankenguts verhindern kann. Daß einige MitschülerInnen enttäuscht sind, zur Verabschiedung von 13 Jahren Schulzeit keine fröhlicheren, aufmunternden Worte zu hören, als bei den mahnenden Reden von Zeitzeugen wie Ralph Giordano, zeigt meines Erachtens, daß wir uns noch länger damit hätten auseinander setzen müssen. Ich denke, daß ich meinen Standpunkt klar genug gemacht habe, sodaß sich jeder denken kann, was ich von dem Kurzfilm "Leroy räumt auf" aus dem Jahr 2005, der unter anderem mit Zitaten wie diesem aufwartet, halte.
In überarbeiteter Form und in Spielfilm-Länge wird der Film Ende September im Kino zu sehen sein. Gerüchteweise sollen bei den Premieren-Vorstellungen zu Promo-Zwecken auch als Neonazis verkleidete Statisten anwesend sein. Sollte sich das (nochmal der Hinweis: Es handelt sich dabei um Hörensagen!) bestätigen, werde ich gespannt Verfolgen, ob das Konzept der Kommerzialisierung des Faschismus aufgeht und dann hier weniger hirnbefreite Idioten aufschlagen, die bei Google nach "lustigen Hitler-Bildern" suchen.
Mich interessiert allerdings noch viel mehr, was sich daraus ergibt, daß der Film (laut kinofenster.de) im Rahmen der "Filmwoche gegen Fremdenfeindlichkeit" gezeigt werden und darüber im Rahmen einer Podiumsdiskussion unter anderem mit den Musikern, die den Soundtrack zum Film produziert haben, gesprochen werden soll. "Hintergund ist laut Aussage des Veranstalters die Diskussion um rechtsradikale Inhalte auf dem beliebten Schülerportal SchülerVZ." - Das muß man sich mal auf der Zunge zergehen lassen!
Ein Film, der Faschisten als Witzfiguren darstellt, soll dafür Sorge tragen, daß man zukünftig bei SchülerVZ weniger Gruppen findet, wie beispielsweise "Schrecklicher Verdacht: War Hitler Antisemit?" (1935 Mitglieder), "Hitler hatte nur ein Ei" (1240 Mitglieder), "cats that look like hitler" (121 Mitglieder), "Adolf Hitler und Dieter Bohlen habenzusammen die Schule gezeugt" (307 Mitglieder), "Kitler - Alle sagen meine Katze sieht aus wie Hitler..." (243 Mitglieder), "hitler had an emo-haircut" (422 Mitglieder), "Kra - Die Hitler-Karikatur in der Kinder-Sendung" (70 Mitglieder), "Gummibärchen gegen Hitler" (248 Mitglieder), "Wieso sieht mein Ü-Ei-Männchen aus wie Adolf Hitler" (103 Mitglieder), "Hitler lebt unter Daniel's Bett" (41 Mitglieder), "unter jennys bett lebt hitler" 34 Mitglieder), "Adolf Hitler hat meiner Mutter nie einen Kuchen gebacken" (59 Mitglieder), "Einmarsch in 4 Wänden - Mit Tine Hitler." (173 Mitglieder), "Hitler hatte eine schwulische Affäre und 2 Kinder" (3 Mitglieder), "Hat Hitler eigentlich auch Counter-Strike gespielt?" (437 Mitglieder) (Nur um sich das Ausmaß vorstellen zu können: Das waren die ersten 15 der 90 Treffer, die sich durch die Suche nach dem Stichwort "Hitler" in den SchülerVZ-Gruppen ergeben). Man wird sehen..

Author: nille | Permalink | Category: kino/dvd, kommentar