September 12, 2004 6:06

take back the net

Ich habe mir da mal ein paar Gedanken zum Thema Internet gemacht.. Das Internet war einmal dazu erdacht worden, Menschen zu ermöglichen, einfach und schnell einem großen Publikum Informationen zugänglich zu machen, sei es durch eigene Publikationen oder Aufbereitung und Verlinkung fremden Materials, sowie die Kommunikation zwischen geographisch und womöglich kulturell weit von einander entfernten Individuen und Gruppen zu vereinfachen.
Doch, entgegen dieser Vorstellungen, hat sich das Internet mittlerweiele in die längste Shopping-Meile der Welt verwandelt. Die Anwälte, PR-Strategen und Marketing-Typen, der Mega-Konzerne streiten sich rund um die Uhr um die Vormachtstellung in diesem riesigen Konstrukt und darum, wer das große Geld macht. Dabei finden die erbittetsten Kämpfe um die rare Resource Aufmerksamkeit statt, technische Aspekte, wie z. B. Bandbreite und Speicherplatz sind da beinahe zu vernachlässigen.
Es dreht sich zwar alles um den einfachen Netzbürger und wohin er seinen Blick richtet, doch der scheint in diesem Disput kein Mitspracherecht zu haben und wird längst nur noch als unmündiger 'Konsument' angesehen. Wenn er wieder eine Lobby für sich bei den großen kommerziellen Content-Anbietern haben will, muß er wieder das Steuer an sich reißen und sich von denen abwenden, die ihm nicht das bieten können, was er sich erhofft hatte, zu finden, oder eben selbst Angebote bereitstellen.
Dabei machen es ihm das Internet selbst sowie die anderen Massenmedien nicht gerade leicht, indem sie fast ausschließlich, von einigen Ausnahmen mal abgesehen, über die kommerziellen Angebote, den neuesten Spin PR-Abteilungen der Konzerne, die Rechtsstreits, die Patent-Portfolios und so weiter und so fort berichten. Ich denke, wenn dem Netzbürger genau so viel Aufmerksamkeit erbracht wie abverlangt würde, wäre die kulturelle Vielfalt deutlich größer als heute.
Doch für die eigenständige Produktion von Inhalten sind die Vorraussetzungen heute besser denn je. In letzter Zeit haben sich viele neue Techniken entwickelt, die es dem User ermöglichen aktive an der Netzkultur zu partizipieren, Weblogs, Wikis, Machinima, aber auch Dinge wie beispielsweise des "werkkzeug", freie Game- und Render-Engines oder netaudio seien hier erwähnt, und die Liste ließe sich noch deutlich verlängern..
Möglich wurde dies unter anderem durch billigere und schnellere Zugänge zum Netz, einfachere Verbreitung durch z. B. P2P-Netze und vor allem die weite Verbreitung von freier und quelloffener Software. Diese ermöglicht insbesondere die Weiterentwicklung bestehender Systeme für die eigenen Bedürfnisse und könnte eventuell sogar die Wurzel einer neuen Remix-Kultur sein.
Natürlich können private Angebote nicht immer mit der Qualität professioneller Dienste konkurieren, doch größer das Publikum wird, je mehr die 'Community' wächst, desto besser wird auch Qualität sich verbessern. Und vielleicht, sollten auch die Medien ihnen mehr Beachtung schenken, wären die Communities sicherer vor Angriffen von Großkonzernen.

Author: nille | Permalink | Category: thoughts