Sword of the Samurai
"Stop hustling and you sank without a trace, but move a little too
swiftly and you'd break the fragile surface tension of the black market;
either way, you were gone, with nothing left of you but some vague memory in
the mind of a fixture like Ratz" -William Gibson, Neuromancer
Schnee, Eiseskälte, Winterdepression und kein Ende ist in Sicht. -
Flucht ist angesagt! Sollte es sich ausnahmsweise gerade nicht anbieten, die
Flucht in den Urlaub in Äquatornähe
oder die sanften weichen
Arme einer liebvollen... (Lassen wir das) anzutreten, empfehle ich
dringend, sein Päckchen zu schnüren und sich ausgerüstet mit dem
Anlaß entsprechendem Schuhwerk (dicken Wollsocken),
Heißgetränken und ausreichend Proviant (für Puristen in Form
von Reisbällchen - Schnittchen oder Naschereien tun es aber auch, nur
bitte die Vitamine nicht vergessen) in der Nähe einer Heizung oder des
Kamins auf eine abenteuerliche Reise ins mittelalterliche Japan zu begeben..
Dieses Mal sollt ihr allerdings nicht der ausgehungerte,
barfüßige Wanderer sein, der nichts besitzt außer den Lumpen,
die er am Körper trägt und wie in
Cosmology
of Kyoto von einem Wachposten verscheucht wird, damit ein reicher
Adeliger nicht seinen erbärmlichen Anblick ertragen muß - Ihr
seid in Gesellschaft von Menschen wie dem
Wolf
mit dem Kind und reist idealerweise in einer Sänfte, umringt von
euren Trägern, Dienern und eurer persönlichen Leibgarde absolut
loyaler Samurai. Es sei denn, ihr wollt euch einer Prüfung unterziehen
und reist allein durch eure Ländereien, oder die Umstände
verlangen, daß ihr unerkannt bleiben wollt und euch als Ronin, als
herrenloser Samurai tarnen müßt.
Sword of the Samurai
(MicroProse 1989). Dort schlüpft man in die Haut eines jungen
Samurai im 16. Jahrhundert in Japan, der kürzlich das neue Oberhaupt
seiner Familie geworden ist und damit den ersten von vielen Schritten auf
einem langen Weg getan hat, an dessen Ende auf ihn nichts Geringeres als die
Position des Shogun, des obersten Herrschers über alle Einwohner der (im
Spiel) 48 Provinzen, warten soll. Doch dieser Weg ist lang und steinig,
aller Wahrscheinlichkeit nach, werden erst nachfolgende Generationen die
Früchte seiner Arbeit ernten können. Man steht noch
ganz am Anfang und untersteht dem Hatamoto, der wiederum dem Fürsten der
Provinz, dem Daimyo
Rede und Antwort stehen muß, seine Macht und Stellung sind keinesfalls
gefestigt. Man kann sich weder auf große Ländereien noch auf ein
großes Heer stützen.
Die Macht mag zwar beschränkt sein,
doch stehen einem alle Möglichkeiten offen, also begibt man sich auf
Wanderschaft, um seine aufgrund mangelnder Erfahrung und Bekanntheit etwas
zweifelhafte Reputation aufzubessern. Das ist essentiell, denn in dieser Welt
zählt nichts mehr als sein Ruf
als ein Mann von Ehre und ein unhöfliches Versäumnis oder eine
Beleidigung können sogar Anlaß für den Ausbruch eines
Krieges sein oder gar den Fürsten veranlassen, einem Seppuku, den
rituellen Selbstmord, zu befehlen und seinen gesamten Clan zu entehren. Auf
der anderen Seite kann man durch eine gute Reputation auch viel gewinnen.
Sollte es einmal notwendig werden, einen neuen Hatamoto zu bestimmen, wird
der Landesfürst sicherlich denjenigen Samurai einsetzen, der für
seine Ehrenhaftigkeit und unbedingte Loyalität dem Herrscher
gegenüber bekannt ist.
Wie überall gilt auch hier, daß der Schein auch trügen kann,
Ja bedeutet Nein und Nein bedeutet Ja. Auf seinen Reisen wird man bald
feststellen, daß einen hinter der Fassade oft Mißgunst und mal
gut, mal kaum versteckte Ablehnung von seiten verbüdeter, aber
immer auch um bessere Posten konkurrierender Clans entgegen schlägt.
Eilt man seinen Verbündeten bei einem Aufstand der Bauern, einer
Entführung oder einem Angriff von außen zur Hilfe, bringt man sie
gewöhnlich auch in Verlegenheit und gebietet es die Etikette, den
Helfer großzügig, meist in Form eines Stück Land, zu
entschädigen. Auch wenn der Hatamoto zu den Waffen ruft (wenn eine
Schlacht ihm selbst zu riskant erscheint oder er seine Untergebenen auf die
Probe stellen will), vesucht natürlich jeder Clan, als erste der Lage
Herr zu werden und die Konkurrenz auszustechen.
Es kommt durchaus vor, daß ein als ehrenhaft
und bescheiden bekannter Samurai im Geheimen mithilfe von Ninja-Truppen
unter der Bevölkerung seiner Nachbarn Zwietracht säht und zur
Rebellion anstachelt oder nächtens gar ein Mitglied der Familie
entführen oder umbringen läßt. Deshalb empfiehlt es sich,
stets ein Auge auf das eigene Haus zu haben, um derartige Vorgänge zu
verhindern. Denn wird bekannt, daß ein Clan-Oberhaupt zu solchen
Mitteln greift, ist es natürlich um ihn geschehen, denn ein guter
Fürst wird dieses Verhalten unter seinen Untergebenen niemals dulden.
So ziehen dann die Jahre hin.. Man versucht, sich wirtschaftlich,
militärisch und gesellschaftlich an die Spitze vor zu arbeiten und sich
dadurch die Stimmen für den Posten des Hatamoto, dann Daimyo und
schließlich des Shogun zu sichern. Man steigt in immer höhere
politische Sphären, gewinnt an Macht und Einfluß, unterwirft
andere Provinzen und Länder, erwehrt sich der Konkurrenten. Anders als
der eingangs erwähnte Bettler wird man zwar sprichwörtlich mit
einem goldenen Löffel als erster Sohn in eine Adelsfamilie geboren,
dennoch ist das Leben in der obersten Gesellschaft zu dieser Zeit so
gefährlich wie das Schwimmen in einem Haifischbecken. Wird man einmal
kurz nachlässig oder wagt den Griff zu den Sternen, verschwindet man
ganz schnell für immer von der Bildfläche, deshalb ist auch nur
der am Ende erfolgreich, der in allen Bereichen des Lebens der Beste ist.
Man sollte es also unter keinen Umständen versäumen, sich
rechtzeitig nach einer Frau aus gutem Hause umzuschauen, die einem einen
stolzen Erben schenkt und das Haus im Griff hat (Das ist aus heutiger Sicht
natürlich reichlich überholt), auch wen man als seinen
Schwiegersohn akzeptiert, kann nicht zu unterschätzende diplomatische
Folgen haben..
Author: nille
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