July 17, 2010 9:26 PM

Moment mal..

Screenshot - Puzzle
Agent

Anfang des Jahres zeigten mir Titel wie "Gratuitous Space Battles", "Flotilla", "AI War: Fleet Command", "Neptune’s Pride" und andere, die hier auch noch irgendwann Erwähnung finden sollen, auf, wie divers das Genre der Strategiespiele doch sein kann. In den vergangenen Wochen geschah das Gleiche mit Adventure Games. So wie die eben erwähnten Spiele mir vor Augen führten, daß RTS-Games auch anders als "Starcraft" und dessen zahllose Plagiate aussehen können, weckten die neuesten Spiele von Telltale Games bei mir nach langer Zeit wieder die Lust auf Adventures. Seit "Monkey Island" auf dem ST und "Grim Fandango" hinterließen alle neuen Vertreter dieser Gattung bei mir den Eindruck von aufgewärmten und angestaubten ollen Kamellen. Weder das hübsche "The Whispered World", noch die erste "Sam & Max"-Staffel oder das "Monkey Island"-Revival in Episodenform lösten bei mir Stürme der Begeisterung aus. Erst bei der Staffel Nummer drei machte es 'Klick'. Sie zeigt nämlich mit jeder neuen Episode (bislang wurden drei Stück veröffentlicht), daß exzellente Adventurespiele auch ohne die ausgelutschten bekannten Point&Click-Mechaniken – stupides Aufspüren von Hotspots, endloses Kombinieren von Items und Dialoge ohne echte Auswirkung auf das Spielgeschehen – auskommen. Jede einzelne Episode stellt ein neues Spielelement in den Vordergrund, das so in anderen Adventures selten oder nie Verwendung fand (die Fähigkeit, in die Zukunft zu sehen oder in der Zeit herum zu reisen, sich von Ort zu Ort zu beamen oder Nicht-Spieler-Charakteren zu beeinflussen und für sich arbeiten zu lassen). Darauf hin sah ich mir übrigens auch noch einmal eine Episode der zweiten Staffel an und mußte zu meinem Erstaunen feststellen, daß sich bereits dort die Brillianz der aktuellen Telltale-Titel ankgekündigt hatte.

Auch das neueste Werk aus dem Hause Telltale, "Puzzle Agent", verfolgt einen Ansatz, den man aus traditionellen Spielen nicht kennt, obwohl bereits Titel wie "Professor Layton" und "Hotel Dusk" auf dem DS ähnlich verfuhren: Das Spiel erzählt seine Geschichte auf eine relativ passive, fast schon beiläufige Art zwischen den Sequenzen, in denen man aktiv ins Spielgeschehen eingreift. Zwar existieren auch Dialoge, die etwas von der Handlung verraten, aber die größte Rolle in "Puzzle Agent" spielen die von Graham Annable gezeichneten äußerst schrägen Figuren und Hintergründe und die kurzen animierten Zwischensequenzen, die man sieht, wenn man zu den verschieden Orten der Handlung reist. Das eigentliche Spiel besteht hauptsächlich aus Rätseln, beziehungsweise Puzzles, unterschiedlichster Schwierigkeit, die jedoch stets im Kontext der Story eingebettet sind. Beispielsweise gilt es, Hinweise in Form zerrissener Notizen wieder zusammen zu setzen oder mit dem Schneemobil einen Weg durch die verschneiten Straßen der us-amerikanischen Kleinstadt Scoggins, Minnesota zu finden (und dabei alle Ampeln einmal zu passieren). Leider merkt man "Puzzle Agent" noch ein wenig an, daß es als Experiment konzipiert wurde. Wie gesagt, variiert der Schwierigkeitsgrad enorm und es dauert eine gefühlte Ewigkeit, bis der absolut abgedrehte Charme des "Grickle"-Universums voll zur Geltung kommt. Das geschah erst, als FBI-Agent Nelson Tethers, einziges Mitglied des "Department of Puzzle Research", die örtliche Radiergummi-Fabrik, die das Weiße Haus bislang immer mit Nachschub versorgt hatte, observierte und sich plötzlich schwerelos und in Panik in einem Apparat wiederfand, der sich zur Hälfte im All und zur Hälfte auf der Erde zu befinden schien. Im Gegensatz zu dem Spiel kondensieren die an Absurdität kaum zu übertreffenden "Grickle"-Videos (die es un-be-dingt alle anzusehen gilt) derartigen Wahnsinn auf ein paar Minuten, von daher besteht Grund zur Hoffnung, daß zukünftige Abenteuer irgendwann in der gleichen Liga spielen werden wie heutzutage "Sam & Max".


Author: nille | Permalink | Category: games