Es muss ja nicht immer heise sein..
Ich möchte nicht falsch verstanden werden - Ich habe absolut nichts
gegen wired oder telepolis oder Vergleichbares, schließlich konsumiere
ich beide genannten Produkte regelmäßig und bin in den meisten
Fällen mit der Qualität der Artikel zufrieden. Allerdings steckt
im letzten Satz auch schon der größte Stör-Faktor für
mich: Man konsumiert.
Mir fehlt bei den großen, viel gelesenen Magazinen (Online-, von
Print- und anderen traditionellen Medien ganz zu schweigen) einfach die
Nähe zu den Autoren, wenigstens die gefühlte Nähe, denn ich
muß nicht unbedingt zu jedem geschriebenen Wort einen Kommentar
abgeben, aber bin mir auch gern sicher, daß, wenn ich etwas zu
kritisieren habe, es nicht im Kommentar-Spam und -geflame untergeht oder ich
wochenlang auf eine Antwort warten muß. Kleinere Online-Mags sind auch
viel flexibler und unabhängiger was die thematische Gestaltung und auch
des Äußeren angeht. Schreibt man den Verantwortlichen
begründet, daß man ein Thema gern intensiver oder von einer
anderen Seite oder überhaupt im Magazin betrachtet sehen will oder
einem dieser oder jener Font nicht paß, stehen die Chancen meist nicht
schlecht, daß dies auch so umgesetzt wird, und das innerhalb recht
kurzer Zeit. Bei kommerziellen Anbieter geschieht dies entweder Monate oder
Jahre später oder garnicht, wenn sich das Massenpublikum an ein Layout
gewöhnt hat und eine Änderung dessen oder die Behandlung eines
Themas, das in eine etwas andere Richtung geht, ja wen vergraulen
könnte. Es gibt aber auch Gegenbeispiele, z. B. die
GEE, deren Publikum wohl nicht gerade als
"riesig" angesehen werden kann, wo aber bislang noch so gut wie
jeder Themenvorschlag aus dem angeschlossenen Forum, war er auch noch so
abwegig, den Weg ins Heft gefunden hat.
Auch aus dem
real life scheinen die privaten Mini-Publikationen
irgendwie verschwunden zu sein. Mich mag die Erinnerung trügen, wenn
ich behaupte, daß früher an jeder Ecke selbst getippte und
kopierte Heftchen der verschiedensten Gruppen, Initiativen, Vereine usw.
auslagen. Da ist das WWW gleichzeitig Fluch und segen: Zwar vereinfacht es
die Publikation enorm, doch ist die Chance, nicht wahrgenommen zu werden
ungleich größer als in der realen Welt. Im Netz, vor allem
aufgrund der Allgegenwärtigkeit von Google - ich müßte mir
auch wieder angewöhnen, zuerst einmal im
ODP zu recherchieren, fällt der Gang zu
kommerziellen Quellen wesentlich leichter, auch wenn sie nicht immer die
besten und ausführlichsten sind. Interessant ist in diesem Zusammenhang
auch die Aussage Fatih Akins aus einem FR-Interview, daß sich im Falle
von Kinofilmen jugendliche Migranten häufig auf Websites aus ihrem
Heimatland informieren, wenn die Filme dort anlaufen und hier längst
aus dem Programm genommen wurden..
Den privaten Klein- und Kleinst-Publikationen sollte meiner Meinung nach die
Aufmerksamkeit, die sie verdienen, nämlich deutlich mehr als im Moment,
zukommen und ich hoffe, sie können ein wenig von den (ja, da sind sie
wieder) Blogs profitieren, indem wenigstens dort über sie berichtet
wird (wie jetzt ;).
Ich meine hier auch ausdrücklich PDF-Magazine u. ä. mit einem
durchgehenden Thema und abgeschlossenen Ausgaben, wo man, anders als bei
Blogs, nicht nach einer Woche Abwesenheit nicht mehr hinterher kommt. Nicht
alles, was Blog ist, glänzt, das gilt vor allem auch für die
kommerziellen Anbieter, für mich kommt es bei den Blogs nicht auf die
äußere Form an, sondern auf die Möglichkeiten der
Kommunikation, die sie mit sich bringen.
Also: Kauft kein Uran und keine Produkte der Aufmerksamkeits-Kartelle, lest
Goon-Magazine,
Paraguas (bzw. macht da mit),
MyAtari Mag,
Die Gegenwart,
WotR,
Glizz.net und all die anderen, die ich
womöglich früher schon einmal genannt habe und mir entfallen sind,
sucht selbst und schickt mir Links, ich habe immer Hunger auf mehr, startet
euer eigenes Mag
- Und wenn es nichts werden sollte, schnell die Festplatte gelöscht und
neu begonnen..