August 06, 2007 10:00 PM

Credit when credit is due

Man kann sich nur wundern: Valves größter Erfolg (Half-Life) beruht zu einem nicht geringen Teil auf der Arbeit anderer (iD - Quake-Engine). Ich glaube, man kann mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, daß Valve die Arbeit von iD ausreichend durch Geld und Anerkennung vergolten hat. Valve ist ebenfalls äußerst darauf besonnen, daß andere Personen wiederum ihre Arbeit entsprechend würdigen. Um dies sicher zu stellen, läßt die Firma die Spielerinnen und Spieler eine Nutzungs-Vereinbarung unterzeichnen und schützt ihre Produkte durch technische Kopierschutz-Maßnahmen.
Das wäre nicht notwendig, hätte Valve nicht die Erfahrung gemacht, daß ihre Produkte unrechtmäßig kopiert und vertrieben worden wären.
Ob das nun die beste Lösung für das Problem ist, sei einmal dahin gestellt (siehe GalacticCivilisations II), aber es zeigt, daß Valve sich über die Verletzung ihrer Urheberrechte Gedanken gemacht hat. Valves Kopierschutz kommt, im Gewand des Steam-Client, einigermaßen unauffällig und benutzbar - keine CD-Keys, kein StarForce (ebenfalls siehe GalCiv II ;) und mittlerweile gibt es auch einen Offline-Modus - daher.
Obwohl noch Verbesserungs-Bedarf (via GSW) besteht, bietet die Software sogar einen kleinen Mehrwert in Form von automatischen Updates, eines passablen Server-Browsers und vor allem der Möglichkeit, kostenlose Modifikationen, die von Hobby-Entwicklern mit Hilfe der von Valve (beim Kauf eines ihrer Spiele kostenlos) angebotenen Entwicklungsumgebung geschaffen wurden. Man scheint bei der Firma Valve also eigentlich begriffen zu haben, daß alle Beteiligten etwas davon haben, wenn auf der Basis der eigenen kreativen Arbeit unter den vorgeschriebenen Bedingungen neue Werke entstehen und verbreitet werden können. Schließlich helfen die bereits erwähnten Modifikationen, ein Spiel auch noch mehrere Jahre nach der Veröffentlichung populär zu machen (und weiterhin zu verkaufen). Vor diesem Hintergrund ist es mir absolut unbegreiflich, daß Valve bei den jüngst wiederveröffentlichten iD-Klassikern (wie Commander Keen - und anderen bekannten Spielen, die ich hier allerdings nicht bewerben will ;) den OpenSource-Emulator DOSBox verwendet, ohne eine Silbe darüber zu verlieren, daß sie nicht sie Urheber des Programmes sind, sondern enthusiastische Hobby-Entwickler.
Nicht nur hat Valve nicht den Anstand gehabt, die Entwickler vorher über die Verwendung ihrer Software in Kenntnis zu setzen und dem Projekt eine Spende zukommen zu lassen, was einen Betrieb dieser Größenordnung wohl nicht viel mehr als ein müdes Lächeln gekostet hätte und wahrscheinlich in einem deutlich besseren End-Produkt resultiert hätte (In ihrer Distribution beschneidet Valve DOSBox um einige Konfigurations-Möglichkeiten, was in manchen Fällen eine optisch hochwertigere Darstellung der Spiel verhindert). Es geht sogar noch weiter: Valve hat eindeutig einen Rechtsbruch begangen, indem absichtlich (wie so etwas aus Versehen passieren kann, soll mir mal jemand erklären) Hinweise auf die Autoren, die Quell-Offenheit und die GPL-Lizenz, unter der die Software steht, entfernt wurden. Eine Diskussion über dieses traurige Ereignis und darüber, ob Valve die GPL auch auf eine weitere Art verletzt hat, sowie Stellungnahmen der DOSBox-Entwickler kann man im VOGONS-Forum verfolgen (Im offiziellen Valve-Forum und bei halflife2.net trollen sich leider fast nur Idioten, die ganz und gar ihrem miesen Ruf als dumme Baller-Spieler entsprechen). (via /.)

Author: nille | Permalink | Category: kommentar, games